So sagt es der Apostel Paulus im Galaterbrief im Neuen Testament der Bibel.
Diese biblische Zusage nährt unsere Vision von einer kirchlichen Gemeinschaft aus Frauen und Männern, in der jede und jeder gleichberechtigt ist, sich entsprechend einbringen und entfalten kann. Diese Zusage steckt für mich auch in der von mir erworbenen Skulptur. Sie beinhaltet und spricht für mich die breite Palette der gegenwärtigen und auch grundsätzlichen Fragen und Auseinandersetzung an:
- Wie hat Gott uns Menschen gedacht? (Der unser „Ursprung“ ist, s. o. Titel der Skulptur
- Wer oder was ist Mann und wer oder was ist Frau? Wer sind wir?
- Wie ist mit der Tatsache umzugehen, dass wir alle zuallererst von Gott geschaffene Menschen sind und als solche einen gleichen Wert besitzen und eine gleiche Berechtigung in unserer Existenz vor Gott haben?
Aus diesem Zuspruch ergeben sich Ansprüche an uns, die sich im Umgang miteinander, in unserer Sprache und dem Rollenverständnis zeigen und erweisen sollen:
- im Umgang miteinander und in den Erwartungen aneinander?
- In der Suche nach dem, was uns Menschen verbindet?
- Wie gehören wir zusammen und wie finden wir das, was Geborgenheit, Vertrauen, Zuneigung und Zuwendung
Mir geht es um die Vision von einer kirchlichen Gemeinschaft, in der jede und jeder unabhängig vom Geschlecht individuelle Charismen gleichberechtigt einbringen und entfalten kann.
Der Umgang der Geschlechter miteinander ist sicherlich besonders in den vergangenen Jahrzehnten von Auseinandersetzungen und Findungsprozessen zwischen ihnen geprägt.
Schaut man ca. 20 – 30 Jahre zurück, so ging es damals vordringlich darum, gegenwärtige Benachteiligungen von Frauen in unserer Gesellschaft, sowie Berufsleben und damit auch in unserer Kirche zu identifizieren, anzuerkennen und abzubauen.
Dabei ist uns die Jahrhunderte lange Abwertung und auch Marginalisierung von Frauen in der Gesellschaft, aber auch Theologie und Kirche erneut deutlich geworden – als grausames Ereignis ist die Verfolgung und Ermordung von Frauen als „Hexen“ zu sehen.
Heute leben wir im Bewusstsein und mit der Vision von einer geschlechtergerechten Kirche, die uns vor neue Aufgaben und Herausforderungen stellt:
Nicht nur Frauen leben und leiden unter Rollenfixierungen und Rollenklischees. Auch Männer unterdrücken manche ihrer individuellen Charismen, um tradierten „Männlichkeitsbildern“ gerecht zu werden.
Waren die vergangenen Jahrzehnte stark von der sicherlich historisch notwendigen Frauenperspektive und der damit einhergehenden feministischen Bewegung geprägt, so wird sie inzwischen nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb unserer Kirche zunehmend von einer Gender-Perspektive abgelöst.
Diese Gender-Perspektive aber, die ich als eine Chance zu mehr Gleichberechtigung sehe, wird von manchen Menschen als Irrweg und Bedrohung wahrgenommen. Es gibt in vielfachen Facetten einen „Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“ und Gleichmacherei und das Gender-Anliegen wird als Zeitgeistideologie abgetan.
Ich weiß sehr wohl, dass mit dem Stichwort „Gender“ Gefühle und Ängste bei Menschen angesprochen werden, weil es immer um die eigene Identität geht.
Für mich macht die Skulptur, aufgestellt hier an der Erlöserkirche deutlich:
„Ziel ist es, zur Gestaltung einer Kirche beizutragen, in der die Vielfalt menschlicher Begabungen auf allen Ebenen unabhängig von Geschlechtsrollen und Geschlechtsidentitäten zum Tragen kommt“, so steht es in formaler Sprache in der Ordnung des „Studienzentrums für Genderfragen in Kirche und Theologie“ der EKD.
Wie zu Anfang schon angeführt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galater 3, 28) – so Paulus im Galaterbrief.
Diese biblische Zusage nährt unsere Vision von einer kirchlichen Gemeinschaft aus vielfältigen Menschen, in der jede und jeder sich gleichberechtigt einbringen und entfalten kann.
Vieles ist in unserer Kirche schon geschehen: Die biblische Vision von einer geschlechtergerechten Einheit in Christus weiter mit konkretem Leben zu füllen, bleibt aber eine herausragende Aufgabe unserer Kirche.
Pfr. i. R. Bernhard Laß
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit