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Rogate – Bittet, so wird euch gegeben – Lk.11,5-10

Liebe Gemeinde,

ich muss Ihnen dazu etwas Persönliches erzählen: diese Worte aus dem Lukasevangelium begleiten mich seit genau 40 Jahren. Und nicht nur einfach so, sondern in Verbindung mit viel Gedanken, Kopfzerbrechen geradezu, gemischten Gefühlen und just in der vergangenen Woche wurden sie mir wieder sehr aktuell.

1981 bat mich mein Vater, ihn bei einer Predigt zu vertreten. Ich kannte die Gemeinde ja ziemlich gut, nette liebe Leute, zumeist alte Schlesier, wohlwollend empfingen sie den Sohn ihres Pastors. Damals war ich gerade 21 Jahre alt, studierte in Münster hauptsächlich Geschichte, allerdings auch Theologie ohne noch wirklich davon überzeugt zu sein, dass aus mir auch ein Pastor werden würde.

Ich hatte das Studium ohne große Überzeugung begonnen, weil es ja immerhin einen Beruf abgeben könnte, der nährt. Aber ich war so weit weg wie nie zuvor von Glaubensdingen in meiner ersten Studentenzeit und wäre überhaupt nicht mal auf den Gedanken gekommen, in Münster in einen Gottesdienst zu gehen. Zu oft hatte ich als Jugendlicher Kirche als langweilig, fromm und irgendwie neben der Spur erlebt.

Nun sollte ich also predigen. Wird schon gehen. Aber nun ausgerechnet über das Beten zu sprechen, wo ich doch darin gar keine Übung mehr hatte?! Schlimmer noch, wo mich ernste Zweifel plagten, ob ein Gebet überhaupt Sinn macht. Wenn es Gott nun gar nicht gibt? Könnte man nicht über irgendetwas anderes ethisch Wertvolles sprechen, gegen die Atomraketen z.B. und für den Frieden, für gerechte Löhne und niedrige Mieten – das wäre mir viel leichter gefallen.

Nein, es sollte dieser Text sein, er ist nun mal vorgesehen und dieser Sonntag heißt sogar auch danach „Rogate“. „Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Ewigen“, wie Psalm 95 so deutlich auffordert. Und dazu eben diese Worte von Jesus, das Gleichnis vom bittenden Freund, der allbekannte Spruch: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt“.

11 Tage vorher schrieb ich einen ersten Entwurf, mir scheint es, frei von Hand, schlicht und eigentlich gar nicht so schlecht. 5 Tage vorher einen zweiten, da hatte ich wohl mehr in der Bibliothek gestöbert, mit Einschüben und Korrekturen, verschwurbelt, unzusammenhängend und in den wesentlichen Fragen steckenbleibend. Ich hoffe, ich habe damals doch den ersten Entwurf genommen.

Ich selbst war in jeder Hinsicht unfertig, in einer langjährigen Entwicklung, unerfahren, ungeübt. Die Gemeinde von damals tat mir einen Gefallen, dass sie mir zuhörte. Ein Gebet um Zukunft beruflicher Existenz: wo soll ich einen Platz finden, Gott, hört man mich denn in dieser Gesellschaft – das wäre angebracht gewesen, kontextuell. Aber so tief ging ich nicht. Mein Gebetsbeispiel war sehr schlicht und lief darauf hinaus, ob man denn etwa darum beten könne, dass das eigene Auto nicht auseinanderfiele? Genau das war mein Lebenshorizont, meine Not: alte VW-Käfer, die liegenblieben oder keinen TÜV mehr kriegten. Ich wusste kaum etwas von lebensgefährlich Erkrankten, von Sterbenden, von jahrelang Leidenden, viel zu wenig von all den Opfern unserer Zeit.

Not lehrt beten. So sagt man und das nicht zu Unrecht. Wir dürfen es ja in diesen Monaten ohne wirklichen Gottesdienst erleben, wie dann doch immer wieder Sonntag für Sonntag einzelne in die Kirche kommen, still für sich sitzen und sich dann in einem gemeinsamen Vaterunser sammeln. Trauernde Angehörige fragten zwischendurch, ob sie nicht irgendwie in die Kirche könnten. Ein früherer Presbyter rief vor ein paar Tagen an: er möchte wenigsten am Tag seines Konfirmationsjubiläums in die Kirche, um zu beten. Vielleicht ist das ja doch das allerwichtigste, das Not-Wendigste, dass man wenigsten noch still beten kann, wo schon nicht gepredigt und gesungen wird.

Die Resonanz auf meine erste Predigt in der kleinen Stadt an der holländischen Grenze erschien mir erst mal ermutigend. Denn sie enthielt eine Auskunft, die mir passte: es sei sehr kurz gewesen. Mir waren immer alle Predigten, auch die meines Vaters viel zu lang erschienen. Zu viele Worte, zu viele Gedanken, inhaltlich oft weit weg von mir, im wahrsten Sinn langweilig.

Jetzt aber denke ich, meinen Zuhörer*innen hat damals noch etwas gefehlt, sie hätten gern noch etwas mehr gehört, wären vor allem nicht so gern mit mir in der Frage stecken geblieben: und was, wenn mein Gebet von Gott nun einfach nicht erhört wird?!

Tja, und darauf weiß ich bis heute keine gute Antwort. Noch in der letzten Woche fehlte sie mir bei einem Besuch bei einer sehr leidenden Frau. Vielleicht gibt es sie auch nicht, eine falsche Frage. Ich denke immer wieder mal an einen Siebenjährigen, der vor vielen Jahren im Krankenhaus sterbend lag und wo ich wirklich inbrünstig um seine Rettung betete, fest auch glaubte, es könne ein Wunder geben. Nein. Er starb. Ich haderte wieder im Glauben.

Es wurde mir ein bisschen leichter mit dem Beten, als ich nach Taizé kam, diesem wunderbaren Ort in Burgund. Da lernte ich zwei Dinge besonders. Das eine war, dass man eben singend beten kann. Und dies ist viel leichter, nicht so bleiern, nicht so von meinen eigenen mühsamen Worten abhängig, so melodiös, so im gemeinsamen Singen getragen, so nachhaltig wirkend.

Das andere Beten erlebte ich durch Roger Schutz, dem greisen Gründer von Taizé und der betete auf Französisch mit gebrochener Stimme in einer so unglaublich wirkkräftigen Weise, dass sich mir der Himmel öffnete. Es war die Echtheit dieses Betens, die mich im Mitbeten so gestärkt hat, das sichere Gefühl: Gott ist da und er wird hören.

Und so sagt es uns ja Jesus auch: wer bittet, der wird empfangen.

Viel spricht für die Fürbitte, für unser Kerzenanzünden auch ganz ohne weitere Worte, für ein Halten. Rogate – das kann auch einfach heißen: fragen. Warum, lieber Gott, muss das so sein?

Es ist wesentlich nicht in schlauen theologischen Werken zu erfahren, sondern in der Gemeinde, mit anderen zusammen, in der gemeinsam getragenen Trauer und Not. Einmal, im Altenheim, da hielt ich einfach nur die Hand einer sehr Alten und ließ nicht los. Nach einer Weile meinte sie: „Danke, dass Sie mit mir gebetet haben!“ Hatte ich das? Wir müssen nicht immer denken: es braucht große Worte, eine Antwort auf die schweren Fragen, nicht einmal unser eigenes Zutun. Gott gibt alle Antwort selbst und seine Wege sind manchmal sehr lang, das gab mir eine liebe alte Frau auf den Weg. Seid beharrlich im Gebet, wie Paulus schreibt.

Betet, sagt Jesus. Und seid dabei unverschämt. Euer Freund wird euch schon geben und wie viel mehr wird Euch euer Vater im Himmel sich euch zuwenden! Nicht so viel reflektieren, einfach beginnen zu beten, dann läuft es, bekommt Kraft, Intensität und wird auch im Leben wahr. Denn niemand kann ständig daher beten, ohne auch so zu handeln.

Als ich junger Spund mich damals auf den Gottesdienst vorbereitete, gab es in der Sakristei noch ein großes Dilemma. Ich hatte einen schwarzen Anzug, aber nur braune Schuhe mitgenommen. Das geht nicht, meinte auch Marlene, meine Freundin. Also musste ich die schwarzen Schuhe meines Vaters nehmen, in der Größe passend. Aber wie schwer wurde es mir, in diese Schuhe zu steigen! Ich tat es aber doch und – es ging. Geheimnisvoll wurde ich in meinen Beruf hineingetragen.

Amen.

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